„NUR Mut Angganetha“
2012: Indonesien - Unterstützung von Fraueninitiativen in Indonesien durch die Martinusaktion 2012
Bedrängten Frauen beizustehen, hat sich das indonesische „Institut für Gerechtigkeit und Frieden für Frauen / NUR“ zur Aufgabe gemacht. Ihnen sollen Impulse gegeben und Lösungsmöglichkeiten aus ihrer konfliktreichen Lage aufgezeigt werden. Als Weg an die Öffentlichkeit werden deshalb Theaterstücke entwickelt, in denen Frauengruppen ihre Situation schildern und darstellen. Damit wollen sie Aufmerksamkeit in ihrer Umgebung schaffen und konstruktiv darauf hinweisen, dass die unterschiedlichen Probleme nicht Schicksalsschläge sind – sondern vielmehr von Menschen verursacht und zu verantworten, und somit auch veränderbar sind. Die Theaterarbeit wird stets durch lange Vorbereitungen eingeleitet, in deren Verlauf eine Analyse der Probleme stattfindet, die teilnehmenden Frauen oft eine Trauma-Therapie durchlaufen und lernen, ihre Belange überhaupt auszudrücken. Das erfordert viel Mut.
Ziele der Initiativen sind:
- Durchführung von Bildungsprojekten
- Bekämpfung des Analphabetentums
- Betreuung in Konfliktsituationen
- Stärkung der Rechte der Frauen
- Entwicklung künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten
- Solidarisierung und Organisation von Gruppenarbeit
- Stärkung der Demokratie
Indonesien ist gekennzeichnet durch eine außerordentliche Vielfalt an Kulturen und Sprachen, eine höchst unterschiedliche Flora und Fauna, ein Archipel mit mehr als 17.000 Inseln – und das Land mit den weltweit meisten Moslems. Frauen stellen mehr als die Hälfte der rund 240 Millionen Einwohner. Sie leben in einer weitgehend patriarchalisch ausgerichteten Gesellschaft, in der die Männer das Sagen haben. Viele Frauen sind traditionellen Lebensbedingungen verpflichtet und häufig Opfer häuslicher oder auch staatlicher Gewalt.
In den letzten drei Jahren hat das Institut NUR in der Provinz Papua (in Ostindonesien, Teil von Neu-Guinea) eine Frauengruppe auf der vorgelagerten Insel Biak begleitet und dort eine Theatergruppe gegründet. Es hat bereits mehrere Theateraufführungen gegeben, nicht nur vor Ort sondern auch in der Landeshauptstadt Jakarta. Die Frauen haben in ihrem „Orchidee-Theater“ Angganetha, eine legendäre Figur und Freiheitskämpferin aus der japanischen Besatzungszeit der 40er Jahre, wieder aufleben lassen. Die Laiendarsteller schildern in ihrem aktuellen Stück die eigenen Erfahrungen mit Gewalt und appellieren an Gerechtigkeit und Frieden.
Papua ist einerseits von relativ wenigen Ureinwohnern bewohnt, die meist als Bauern oder Kleinhändler ihr Auskommen in einer überwiegend noch von Regenwald geprägten Umgebung suchen und vorindustriellen Lebensbedingungen folgen, andererseits wird die Provinz seit Jahrzehnten rücksichtslos ausgebeutet und von Zuwanderern besiedelt. Papuas fühlen sich unterdessen als „Fremde im eigenen Land“. Fragen des Landrechts, Probleme mit Arbeitslosigkeit, Alkoholismus, AIDS und nahezu alles beherrschende wirtschaftliche und industrielle Interessen beeinträchtigen den Lebensraum der Papuas. Die Bodenschätze, der Reichtum Papuas, kommen den Einheimischen nicht zu Gute – diese werden vielmehr marginalisiert und immer häufiger Opfer willkürlicher Gewalt. Der Regenwald wird rücksichtslos eingeschlagen und außenwirtschaftliche Interessen stehen über lokaler Entwicklung.
Das „Orchidee-Theater“ macht diese Konflikte zum Thema. Die Arbeit mit der Gruppe braucht ideelle und materielle Unterstützung. Und zwar nicht nur für die unmittelbare Fortsetzung der Theater-Initiative, sondern auch für die daraus folgenden sozialen und weitere kulturelle Vorhaben, vor allem aber, um Bildungsprojekte für Frauen zu finanzieren.
Lena Simanjuntak und ihr Ehemann Karl Mertes, lange Jahre schon Aldenhoven und der Martinusaktion verbunden, sind die Gewährsleute und Kontaktpersonen vor Ort. Karl Mertes ist seit 1972 Redakteur beim WDR und Vorsitzender der Deutsch – Indonesischen Gesellschaft e.V. in Köln. Seine Frau Lena Simanjuntak, die in ihrer indonesischen Heimat immer wieder Theaterprojekte für Frauen initiiert und erarbeitet, hat als gelernte Regisseurin mit der Methode „Theater als Medium zur Erziehung und Stärkung der Bevölkerung, insbesondere der Frauen“ gute Erfahrungen gesammelt und nachhaltig gewirkt.
Lena Simanjuntak ist die Trägerin des diesjährigen Martinuspreises, welcher alljährlich verliehen wird.
Das Tanztheater unter der Leitung von Frau Freudenthal nahm die Teilnehmer des Gottesdienstes in ihren Bann. Die tänzerische Umsetzung des Projektthemas macht jede Predigt überflüssig.
Im Gottesdienst entstand aus 42 einzelnen Tüchern ein großes Friedenstuch. Im Vorfeld der Vorbereitung auf dieses Projekt haben sich viele Gruppen und Einrichtungen mit dem Thema befasst und dies mit der Gestaltung eines Tuches zum Ausdruck gebacht.